Festzug

Der Festzug ist von Anfang an ein Höhepunkt des Seehasenfests: Schon 1949 liefen in 29 Gruppen insgesamt 4.000 Kindern mit.

Der Festzug findet seit 1949 statt. Neben den vielen Erstklässlern, stellen rund 4.500 Schülerinnen und Schüler sowie Friedrichshafener Schulen das Motto des jeweiligen Seehasenfestes dar.

Andere erzählen mit Verkleidungen Stellen aus der Stadtgeschichte, wie zum Beispiel die Wendelgardsage, den Angriff der Schweden im Dreißigjährigen Krieg sowie den Bau der Zeppeline.

Die historischen Motive des Seehasen-Festzugs

Block 5 – Schwabenkinder

Als Schwaben- bzw. Hütekinder bezeichnet man jene Kinder von armen Bergbauernfamilien aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol und den östlichen Landesteilen der Schweiz, die vom 17. bis ins 20. Jahrhundert hinein am Ende des Winters in langen und beschwerlichen Fußmärschen, teils über schneebedeckte Alpenpässe, nach Oberschwaben zu den Kindermärkten zogen.

 Ihr Weg führte sie nach Bregenz und per Schiff ging es weiter nach Friedrichshafen und Ravensburg, wo die Märkte meist um „Josephi“ (19. März) an die Bauern vermittelt wurden. Sie arbeiteten als Knechte und Mägde auf den Höfen der oberschwäbischen Bauern und zu ihren Aufgaben zählte Viehhüten, Arbeiten auf den Feldern und im Stall, Mithilfe in der Küche und im Haus.  Als Lohn gab es etwas Geld und das sogenannte „Doppelte Häs“, einer zweifachen Kleiderausstattung von Kopf bis Fuß. Das ehemalige Schwabenkind Regina Lampert schreibt als Erwachsene in ihrem Buch „Die Schwabengängerin“ darüber:

„Bis hl. Sankt Martinstag zahlten sie von zehn Gulden bis 20 oder 25 Gulden und alles doppelt, das will heissen, jedes Mädchen oder Knabe wird von Kopf bis zum Fuss doppelt gekleidet. ……also zwei Paar Schuhe, zwei Paar Strümpfe oder Socken, zwei Hemden, ein Werktagsanzug und ein Sonntagsanzug, ein Hut für Sonntag und eine Kappe für Werktag, also, das heisst Sonntags- und Werktagskleider.“

In Friedrichshafen fand der Kindermarkt in der Karlstraße statt. Spätestens an Martini (11. November) ging es wieder zurück in die Heimat.

Das Ende der Kindermärkte kam durch die Einführung der Schulpflicht in Württemberg auch für ausländische Kinder und nach einer Pressekampagne in den USA, in der der Kindermarkt in Friedrichshafen mit einem Sklavenmarkt verglichen wurde.

Das Gemälde auf der Rückseite des Festwagens zeigt ein Schwabenkind auf dem Heimweg, das einem Originalbild aus „Die Schwabenkinder aus Tirol und Vorarlberg“ von Otto Uhlig nachempfunden ist.

Block 7 – Königshaus Württemberg

König Friedrich I. von Württemberg (06.11.1754–30.10.1816) war von 1806 bis 1816 König von Württemberg, nachdem er bereits von 1797 bis 1803 als Friedrich II. Herzog von Württemberg war. Am 1. Januar 1806 nahm Herzog Friedrich II. als Friedrich I. die Königswürde an. Wegen seiner Leibesfülle wurde König Friedrich auch als der „dicke Friedrich“ bezeichnet. Kaiser Napoleon soll einmal zu ihm gesagt haben, dass er es kaum glauben könne, dass die menschliche Haut so dehnungsfähig sei, worauf König Friedrich meinte, es sei kaum vorstellbar, dass in einem so kleinen Kopf so viel Bosheit stecken könne. König Friedrich vereinigte am 27. Juli 1811 die kleine freie Reichsstadt Buchhorn mit Dorf und Kloster Hofen zu Stadt und Schloss Friedrichshafen. Das Königreich Württemberg hatte somit den ersten Hafen und damit freien Zugang zum Bodensee. Aus dem ehemaligen Kloster Hofen machte Friedrich eine königliche Sommerresidenz, die in späteren Jahren ein beliebter sommerlicher Aufenthaltsort für das Königshaus wurde. Nach einer gescheiterten Ehe mit Prinzessin Auguste Karoline von Braunschweig-Wolfenbüttel ging König Friedrich I. eine zweite Ehe mit Prinzessin Charlotte Auguste Mathilde von Großbritannien ein.

Der älteste Sohn von König Friedrich I. aus erster Ehe. König Wilhelm I. leitete während seiner 48 Jahre andauernden Regentschaft (1816 bis 1864) umfassende Reformen ein und schuf aus einem heterogenen Agrarstaat einen Verfassungsstaat mit einer durchorganisierten Verwaltung. In­zweiter­ Ehe­ war­ König­ Wilhelm   ­I.­ mit­ Großfürstin Katharina­ Pawlowa von Russland verheiratet. Aus dieser Zeit stammten sehr gute Beziehungen zum russischen Zarenhaus. Mehrmals war der russische Zar zu Besuch im Schloss in Friedrichshafen. In dritter Ehe war König Wilhelm I. mit seiner Cousine Prinzessin Pauline von Württemberg verheiratet. Über sie bestanden auch die besten Beziehungen zum britischen Königshaus.

Er war der einzige Sohn von König Wilhelm I. und dessen dritter Ehefrau Pauline. Er regierte von 1864 bis 1891. Karl I. von Württemberg heiratete am 13. Juli 1846 Großfürstin Olga Nikolajewna  Romanowa von Russland. Karl I. vollzog einen innenpolitischen Wandel hin zu einer liberalen Politik. So führte er 1868 das allgemeine, gleiche, unmittelbare Wahlrecht für Volksabgeordnete ein. Außenpolitisch trennte er sich von der  Bündnispartnerschaft mit Österreich und schloss ein Bündnis mit Preußen. Wohl aus Amtsmüdigkeit zog sich König Karl I. im Oktober 1870 auf sein Schloss in Friedrichshafen zurück. Seine Ehe mit Olga Nikolajewna war nicht glücklich und blieb kinderlos.

Der König war von 1891 bis zu seiner Abdankung 1918 der vierte und letzte König von Württemberg. Da die Ehe von Karl I. und Großfürstin Olga kinderlos geblieben war, wurde Prinz Wilhelm, Sohn von Prinz Friedrich von Württemberg und dessen Gemahlin Prinzessin Katharina, als Thronfolger von König Karl I. erzogen. Bereits in den letzten Regierungsjahren von Karl I. musste der spätere König Wilhelm ­II.­ Repräsentationspflichten übernehmen. Seine erste Ehefrau starb in jungen Jahren bei der Totgeburt eines Kindes. 1868 heiratete König Wilhelm II. Prinzessin Charlotte zu Schaumburg-Lippe.

Ehefrau von König Wilhelm II. von Württemberg. Wilhelm II. und seine Gemahlin blieben kinderlos, sodass seit den 1890er Jahren Herzog Albrecht von Württemberg aus einer katholischen Nebenlinie des Hauses Württemberg als künf- tiger Thronerbe an den Regie- rungsgeschäften beteiligt war. König Wilhelm II. dankte am 9. November 1918 ab, verzichtete auf die Königskrone und nahm den Titel eines Herzogs von Württemberg an.

Block 8 – Die Geschichte Buchhorns

Otto I., ein Urenkel der bekannten Wendelgard, war Graf in Linzgau und Oberrätien. Er kam in den Kriegswirren des Investiturstreits ums Leben. Seine Witwe Gräfin Berta stiftete daraufhin 1085 „die Zelle von Buchhorn“, das Benediktinerinnenkloster Hofen.

1275 wird Buchhorn zur Reichsstadt erhoben. Damit verbunden war die freie Gerichtsbarkeit und der Aufstieg aus der Leibeigenschaft in den Bürgerstand. Es bildeten sich zwei Gesellschaftsschichten.

Privileg einer freien Reichsstadt war es, selbst Münzen zu prägen.

Kaiser Sigmunds angekündigter Besuch brachte die verarmte Stadt in Schwierigkeiten. Anstatt des notwendigen roten Teppichs waren nur zwei brauchbare rote Tücher vorhanden, die hintereinander abwechselnd ausgelegt werden sollten. Durch zu frühes Wegziehen des Tuchzipfels lag der Kaiser jedoch alsbald langgestreckt am Boden. Ein Glück, dass der Kaiser über diesen Vorfall lachen konnte.

Hans von Rechberg, einer der gefürchtetsten und grausamsten Raubritter, plante einen Überfall auf Buchhorn. Beat Obser, ein Bürger der Stadt, entdeckte im Riedlewald beim Holzsammeln den Raubritter samt seiner 300 Reiter, veranlasste die Schließung aller Tore und verhinderte dadurch eine Zerstörung Buchhorns. Hans von Rechberg brandschatzte beim Weiterziehen Ober- und Unterteuringen, Bitzenhofen und Hefigkofen.

Zum Dank dafür, dass Buchhorn damals vor dieser Zerstörung bewahrt wurde, veranlasste der Rat der Stadt eine Prozession nach Jettenhausen, die jährlich am 14. Januar­stattfinden sollte. Aus jedem Haus sollte eine Person mitgehen. Vorneweg trug ein Priester eine sehr große Kerze, ebenso nahmen Geharnischte und  Vertreter der Zünfte teil.

Im Rahmen des 30-jährigen Krieges gelang es den Schweden nach erbitterten Kämpfen, die Reichsstadt Buchhorn zu besetzen und als schwedischen Kriegshafen auszubauen. Die Kämpfe der Kaiserlichen um die Rückeroberung Buchhorns dauerten ein halbes Jahr und hinterließen ein abgebranntes Kloster Hofen und eine zerstörte Stadt. Der Rat der Stadt forderte die vielen in die Schweiz Geflüchteten auf, innerhalb von acht Tagen zurückzukehren, um ihre Bürgerrechte wiederzuerlangen.

Bau des Salzstadels: Der bayerische Kurfürst fragte in Buchhorn nach einem geeigneten Lagerplatz für den Export von Reichenhaller Salz. Dies führte 1760 zum Bau des „Salzstadels“ (k42). Die Stadt Buchhorn kam zu wirtschaftlichem Wohlstand, geriet aber  gleichzeitig in eine starke Abhängigkeit von Bayern, denn auch die  Oberaufsicht über den Salzhandel war in der Hand bayerischer  Beamter.

Bei der Geschichte der Gräfin Wendelgard handelt es sich um eine Sage. Frau Wendelgard soll im Jahre 916 aus Kummer und Trauer um ihren vermeintlich im Kampf gegen die Ungarn gefallenen Gatten Ulrich um Aufnahme ins Kloster St. Gallen gebeten haben. Dort fastete und betete sie und diente so ihrem Gott. Jedes Jahr aber ging sie einmal nach Buchhorn, um in öffentlicher Trauer ihres Mannes zu gedenken und dabei beschenkte sie auch großzügig die Armen.

Graf Ulrich (auch Udalrich) sei ein Nachkomme Karls des Großen gewesen und herrschte über den Linzgau.

Als sie im Jahre 919 wieder in Buchhorn weilte und Almosen verteilte, hielt ein in Lumpen gekleideter Bettler ihre Hand, umarmte Frau Wendelgard und wollte sie sogar küssen. Das aufgebrachte Volk wollte ihn schon von ihr wegreißen, als er laut aufschreiend sich als Graf Ulrich zu erkennen gab. Da erkannte ihn auch seine Gemahlin und nahm ihn voll Freude und Dankbarkeit wieder auf.

Wendelgard wandte sich an den Bischof von Konstanz und bat ihn, sie von ihrem Gelübde als Nonne zu befreien. Bald wurde ein zweites Mal Hochzeit gefeiert und sie wurde schwanger. Kurz vor der Niederkunft starb sie, aber das Kind konnte gerettet werden und der Knabe Burkhard wuchs im Kloster St. Gallen auf und wurde später Abt dieses Klosters.

Der Festwagen stellt die Geschichte der Wendelgard in Bildern dar. Als Vorlage diente dabei der „Codex Manesse“, auch „Große Heidelberger Liederhandschrift“ genannt. Obwohl unsere Geschichte gut dreihundert Jahre früher spielt, hat sich der Künstler Uwe Wilfert von der Farb- und Formensprache dieser Zeichnungen inspirieren lassen.

Die Figuren auf beiden Seiten des Festwagens zeigen Szenen aus dem Leben des Grafenpaares.

Die vier Schülerinnen und Schüler auf dem Wagen stellen die beiden Hauptfiguren Wendelgard und Ulrich bei der Rückkehr Ulrichs aus der Gefangenschaft als Nonne und Bettler dar und auf dem Podest als wieder glücklich vereintes Grafenpaar.

Block 9 – Graf Zeppelin

Ferdinand Graf von Zeppelin (08.07.1838–08.03.1917) begann um 1900, seine Planungen für ein großes lenkbares Starrluftschiff in der Bucht von Manzell in die Tat umzusetzen. Er hatte sich drei Ziele gesetzt: seinem kaiserlichen Herrn eine neuartige Waffe zu liefern, die entscheidend in kommenden Kriegen sein könnte - ein Werkzeug für die Erforschung noch unbekannter Gebiete der Erde, z. B. der Polargebiete, zu schaffen; ein Luftfahrzeug von  großer Reichweite für den völkerverbindenden Personen- und  Frachtverkehr zur Verfügung zu stellen. Mit dem Start des ersten Luftschiffes am 2. Juli 1900 begann die wechselhafte Industriegeschichte Friedrichshafens. Der Name „Zeppelin“ und die Stadt Friedrichshafen wurden in der ganzen Welt berühmt.

Der LZ 127 ist in der Geschichte als das „Glückhafte Schiff“ eingegangen. Als erster Zeppelin hat er auf 34.200 km die Welt über Russland, Tokio und Los Angeles in 300 Stunden umrundet. Es folgten noch weitere 590 Fahrten mit insgesamt 1,7 Mio. km. Am 24. Juli 1931 startete der LZ 127 zu einer spektakulären Arktisfahrt von Friedrichshafen über Berlin, Leningrad und Archangelsk zum nördlichen Eismeer.

Block 10 – Karl Maybach

Der Maybach-Block erinnert an den genialen Motorenkonstrukteur Karl Maybach (1879–1960) und den Maybach Motorenbau in Friedrichshafen. Der Block stellt mit seinen Kostümen die Zeit von­ 1909­ bis ­etwa ­1930 ­dar.­ Neben­ der ­feinen­ Häfler­ Gesellschaft­ repräsentieren Ingenieure und Lehrlinge den Maybach Motorenbau.

Maybach-Oldtimer: Sogenannter „kleiner“ Maybach, Type SW 38, 6-Zylinder-Motor mit 3,8 Ltr. Hubraum, 140 PS, Pullman-Limousine, Karosserie von Spohn / Ravensburg, ausgeliefert im Juli 1936 an einen Betrieb der Schwerindustrie im Ruhrgebiet. Wir danken Herrn Gunter Nordwig herzlich dafür, dass er die lange Anreise von Mosbach im Odenwald auf sich genommen hat, um an der „Geburtsstätte“ seines betagten Maybaches unseren Seehasenfestzug zu begleiten. Mitfahrer sind die Konstrukteure Karl und Wilhelm Maybach mit Ehefrau, dargestellt durch den Schulleiter des KMG, Christoph Felder und den Schulleiter der Wilhelm-Maybach-Schule Heilbronn, Herrn Thumm mit Ehefrau.

Festzugsweg

Pestalozzi-Schule (Aufstellung) – Wendelgardstraße – Riedleparkstraße – Eugenstraße – Werastraße – Friedrichstraße – Riedleparkstraße – Charlottenstraße – Allmandstraße und zurück zur Schule.

Service

Bei der Ehrentribüne Friedrichstraße/Stadtbahnhof, in der Eugenstraße beim Franziskuszentrum und in Hofen wird der gesamte Seehasen-Festzug moderiert. Für ältere Bürgerinnen und Bürger stehen neben dem Franziskuszentrum Bänke und Sonnenschirme bereit. Lehrer und Schüler des Karl-Maybach-Gymnasiums sind bei der Betreuung behilflich.